Sie gehören zum Standardrepatoire österreichischer Personalisten – die Auftritte auf Jobmessen. Jedes Jahr locken zahlreiche Messen, wie BeSt oder Career Calling, die Unternehmen, sich zu präsentieren. Mit aufwändigen Standkonstruktionen, Hochglanz-Flyern und Merchandising-Materialschlachten buhlen die Firmen dann um die Herzen der Jobanwärter. Das Ergebnis ist allerdings für beide Seiten oft unzufriedenstellend.
Außer der Homepageadresse ist nix zu kriegen
Für zahlreiche Interessenten wird der Besuch jedes Mal aufs Neue zum Frusterlebnis. Der Grund ist das fast einheitlich erscheinende Vorgehen der Unternehmen. So klagen viele BesucherInnen vor allem darüber, dass die Mehrzahl der Unternehmen offenbar keine freien Stellen hat. Häufig bekommen die Interessenten eine Antwort, die keiner gerne hört: „Schauen Sie auf unsere Homepage, dort finden Sie immer alle offenen Stellen.“
Tatsächlich nutzen viele Unternehmen Jobmessen häufig nur zur Imagepflege. Besonders große Lebensmittel-Einzelhändler überbieten sich förmich in Größe und Form der Messestände. Während diese jedoch meist tatsächlich Angebote haben, schaut es bei den großen Consulting Unternehmen oft anders aus. Diese werden meist ohnehin mit Bewerbungen überschüttet. Nur welten sind hier wirklich Informationen zu erhalten, vor allem nicht über freie Stellen.
Bewerber vermissen ehrliche Antworten
Was Bewerber häufig vermissen, sind ehrliche Antworten. Vor allem in Bezug auf die Möglichkeiten und Einstiegsvoraussetzungen scheinen die Unternehmen nicht immer mit Ehrlichkeit und Authentizität zu glänzen. Wo sich Personalisten sonst hinter anonymen Absageschreiben verschanzen können, haben Sie auf der Messe das lebende Objekt vor sich. Eine Situation, die den meisten HRlern nicht gerade leicht fällt.
Vor allem für Frust sorgt bei Absolventenmessen die Aussage „Wir erwarten uns 2-4 Jahre Erfahrung in diesem Bereich.“ Eine Absolventenmesse hat eine klare Zielgruppe. Und für diese sollten Sie Angebote parat haben.
Was Unternehmen tun sollten
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Jobmessen positiv zu nutzen. Hier einige davon:
- Seien Sie klar in Ihren Aussagen, vor allem über die Möglichkeiten in Bezug auf die Person vor Ihnen: Gibt es eine Möglichkeit mit diesen Voraussetzungen, dann erklären Sie diese. Gibt es keine, dann sagen Sie das klar und nennen Sie Ihre konkreten Erwartungen. Das sorgt auf beiden Seiten für mehr Zufriedenheit.
- Nutzen Sie die Jobmesse konkret, um mit Kandidaten vertieft ins Gespräch zu kommen. Die wenigsten Unternehmen nehmen sich die Zeit, intensiver einzugehen auf ihre Gegenüber. Nicht auf jeden, aber da wo es erfolgversprechend aussieht.
- Testen Sie Ihre Interessenten – zunehmend müssen sich die Arbeitgeber bewerben und nicht umgekehrt. Geben Sie aufrichtig interessierten Bewerbern die Möglichkeit, den Betrieb einen Tag kennenzulernen. Ein Karrieretalk im Haus kann dan Wunder wirken und hilft Ihnen, die Spreu vom Weizen zu trennen.
- Geben Sie authentische Inhalte: wie auch in sozialen Netzwerken wollen Interessenten von Jobmessen authentische Inhalte. Jeder normale Mitarbeiter wirkt oft mehr als ein gestrigelter, wortgewandter Personalist. Nutzen Sie das Potenzial Ihrer MitarbeiterInnen, denn sie wissen das am besten, was die Bewerber interessiert – nämlich wie es tatsächlich ist.
- Best of Praktikum: Schreiben Sie ein oder mehrere Praktikumsplätze aus für den/diejenige InteressentIn, die ihr Anliegen am klarsten darstellen konnte und für Sie am vielversprechendsten erschienen ist.
Allerdings gibt es auch einige wichtige Punkte, mit denen BewerberInnen bei ihren potenziellen Arbeitgebern für Zufriedenheit sorgen können. Und um diese Darstellung hier nicht zu einseitig werden zu lassen, lassen Sie uns auch diese betrachten:
Wissen was man will, hilft
Für Frust auf der Arbeitgeberseite, sorgt vor allem die Tatsache, dass die wenigsten Messebesucher zu wissen scheinen, was sie eigentlich tun wollen.
Unternehmen stellen immer lieber Menschen ein, die genau wissen warum und welche Tätigkeit sie ausüben wollen.
Informieren Sie sich also im Vorhinein und nutzen Sie Jobmessen gezielt, um zusätzliche Informationen einzuholen und die Entscheidungsträger kennenzulernen. Kein Unternehmen freut sich über die Frage „Was kann man denn eigentlich bei Ihnen so machen?“. Diese Frage zeugt davon, dass Sie sich nicht damit auseinander gesetzt haben und sorgt meist dafür, dass Sie abgelehnt werden.
In diese Kategorie fällt auch die Frage „Was würden Sie sagen, das zu mir passt?“. Woher soll der Personlist das wissen? Er kennt Sie ja erst seit wenigen Sekunden. Es ist nicht die Aufgabe eines Unternehmens, Ihnen zu helfen, sich selbst zu finden. Dafür gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten.
Weniger ist mehr
Oft ist es leider nicht möglich, sich umgehend mit Ihnen zu befassen. Dazu ist die Zeit oft zu kurz und die Atmosphäre nicht entsprechend.
Überlegen Sie sich im Vorhinein, wie Sie Ihr Anliegen und Ihre Person in einigen wenigen Worten vorstellen können.
Halten Sie sich kurz und vor allem konkret. Was konkret ist Ihr Anliegen? Warum genau interessieren Sie sich für dieses Unternehmen. Kein Unternehmen stellt gerne Leute ein, denen es egal ist, wo sie eine Stelle bekommen. Wenn Sie ein konretes Interesse haben, dann sagen Sie das. Kurz und bündig.
Erwarten Sie kein Jobangebot
Es wäre naiv, sich von einer Jobmesse gleich ein Jobangebot oder eine Einladung zu erwarten. Allerdings können Sie Messen geschickt nutzen, um die Kontaktpersonen zu treffen und nachher darauf Bezug nehmen zu können. Zwar kann es sinnvoll sein, einen Lebenslauf mit zu haben, allerdings schaffen es viele Unternehmen gar nicht, all die Lebensläufe je zu sichten, geschweigedenn sich zu erinnern, wer wer war.
Nutzen Sie die Kontaktdaten, um im Anschluss an die Messe – wenn Ihr Interesse noch immer da ist – Bezug darauf zu nehmen. So kommen Sie schneller zu einem Termin.
Was sind Ihre Erfahrungen mit Jobmessen? Lassen Sie es uns wissen!